Die Blogosphäre ist keine Einbahnstraße.
Es gibt so viele gute Bücher.
All die brillanten Zeitungsartikel.
Ich habe nichts gelesen dieser Tage. Nicht einmal, was ich selbst geschrieben habe. Es ist ein Armutszeugnis und doch eher ehrlich als kokett, wenn ich sage, dass ich sogar Schwierigkeiten habe, mein simpelstes Geschreibsel Korrektur zu lesen. Warum das so ist?
Ein Erklärungsversuch:
Wenn ich morgens aufstehe, ist es schon da, das Elend der Menschheit. Ich sehe mich verschlafen um und befinde mich in einem Chaos aus Nachrichten, Sachbüchern und dem Balkongeländer. Wenn Andere vielleicht ihr Morgenritual begehen und ein gesundes Frühstück zelebrieren, denke ich nur, dass ich eigentlich gesünder essen müsste, die Übungen für meinen verkrampften Rücken machen. Es kommt nicht dazu. Auf der Arbeit tröstet mich der Kaffee, wenn ich fast unter dem Berg der existentiellen Nöte begraben werde und mich bemühe, kein Öl ins Feuer zu gießen. Doch ich kann nicht anders, so ist nun mal mein Temperament. Während wir diskutieren, live, am Telefon, online, streiche ich mit der Hand über ein weiteres Buch, das ich mir soeben aus dem Regal gezogen habe. Es klopft an der Tür. “Ich bin im Meeting”, rufe ich schwach. Es klopft erneut. Ich weiß, bald kann es vorbei sein. Dann klopft es nicht mehr. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Die nächsten rufen an, es geht ihnen nicht gut. Ich bin da. Denn ich bin immer da. Im Auto, in der Bahn, auf dem Fahrrad und zu Fuß. Vor meiner Wohnung stehe ich beladen mit Einkäufen und habe keinen Schlüssel. Ich weiß nicht, wann und wie und wo sich diese Situation lösen wird. Zwei Tage später gibt es zum Frühstück kleine, harte Sauerkirschen und unraffinierten Rohrzucker zum Kaffee mit Hafermilch. Termine rufen mich, Fragen fordern mich heraus. Nichts ist klar, außer, dass es nicht bleibt wie es ist, dass es nicht wird wie es war. Meine Arme rudern, doch meine Beine stecken fest. Beim Rudern merke ich, dass ich vergessen habe, meine Übungen zu machen. Es klingelt. Ich schlafe ein und wache um 3 Uhr auf, weil die Wände wackeln und jemand springt, schreit und lacht. Mein Kopf platzt. Es klopft. Ich stehe wieder auf. Hole fünf Bücher ins Bett. Streiche zärtlich über die Buchdeckel, öffne sie wahllos und lese die Wörter, die sich mir präsentieren. Finde manches klug, lustig, wahr, aber auch schrecklich, verwirrend und beschließe, dass das zu viel ist. Ich kann in keine andere Welt einsteigen. Meine lässt mich einfach nicht los.