Update: Wie ihr ja wisst, bin ich auch Fangirl von Amanda Gorman geworden und nahm diese Entwicklung zum Anlass, noch einmal über meine liebste Ausdrucksform nachzudenken. Da fiel mir dieser kleine Beitrag aus dem Juni 2018 ein und ich beschloss, ihn nochmal zu posten. Einfach, weil ich gerade so wintermüde bin. Weil sich meine Kreativität auf Reime beschränkt, die ich meinem Mann an den Kopf werfe oder auf Lieder, die ich unter der Dusche, auf dem Balkon und im Keller laut herausschmettere. Beautiful, beautiful! Ich bin wild und seltsam! Jawohl! Ich bin vernünftig, schrieb ich an einem dieser Tage. Damit muss endlich Schluss sein! Dichterin, lass Licht herein!
Aber bevor der Überschwang die Grammatik verlässt, hier der Beitrag aus einem Sommer fernab von Dunkelheit und Corona:
Warum liebe ich Gedichte?
Mehr schreiben als lesen,
mehr aufsagen als lernen?
Gedichte sind freier als der Wind, der oft nur aus einer Richtung blasen kann. Sie kennen Grammatik, doch sie brauchen Sie nicht. Sie sprechen unsere Sprache, doch auch viele andere. Jede Zeile ist eine neue Entscheidung, der Beginn von etwas ganz Großem oder belanglos klein. Vornehm oder rotzig kommen Sie daher.
„Darf ich Sie bitten, völlig losgelöst herauszulassen, was Ihre Gedankenwelt sprengt?“
„Schreib, du Arschloch, schreib die Strukturen ein! Schreib die Gesellschaft klein! Frei musst du sein!“
Das Gedicht als Form für die Spinner sich zu verwirklichen und der großen, ganzen Weltorganisation nicht auf den Sack zu gehen. Fäkalsprache oder Schönschrift, alles gratis. Wählen Sie ihre Gefühle aus einem reichen Angebot.
Gezähmter Mensch aus dem Land der tausend Gesetze braucht eine Erlaubnis, um frei zu sein.
Doch als eine von ihnen, den Irren und Wirren, die sich an dem, das da ist abarbeiten, bis sie erschöpft zusammenbrechen, kann ich nur jauchzen und frohlocken, wenn ich reime und schreibe und weine, zusammensetze und tausche, von oben nach unten, von rechts nach links:
Dichten muss ich,
Dichten,
Ich brauche keine Geschichten
Ich brauche keine Worte,
Keine Orte, keine Zeit,
Ein neuer Stift,
Kein neues Kleid
Egal, was kommt
Ich bin bereit
Frei
Wofür
Alles
A B c
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🙂
Gedichte dürfen alles?
Gedichte können alles!
Darum liebe ich sie.