Hochwasser

Ein Jahr

Und Weihnachten

Hochwasser

Im Herzen der Belanglosigkeit

Gestern hab ich mich gefragt:

Wie kann man bloß so fröhlich sein?

Mit vielen Geschichten im Kopf

Den Stift in der Hand

Die Füße im Matsch

Nicht alles macht Sinn

Hochwasser

Doch erst bis zum Kinn

Hochwasser

Es gibt mich noch. Ich schreibe noch. Am liebsten auf Papier. Je älter ich werde, desto lieber ziehe ich mich zurück aus öffentlichen Diskursen. Vor der dadaistischen Grausamkeit der Welt. Zugegeben, mit schlechtem Gewissen. Es braucht die lauten Stimmen, die weiterhin eine friedliche Welt wünschen. Die Menschen sehen, nicht Nationen, nicht Religionen oder Ethnien. Doch in diesen letzten Jahren stecke ich im eigenen Matsch fest. Kämpfe mit unsichtbaren und sichtbaren Dämonen, die meine ganze Energie absorbieren. Die übrige Zeit versuche ich, glücklich zu sein und meine Nase in den Wind zu halten. Das Leben ist zu kurz, um nicht heute glücklich zu sein. Und ja. Es ist ziemlich schwer.

Es weihnachtet wieder in dieser Welt

Weihnachten ist diese besondere Zeit in der es zweierlei Gruppen gibt. Die Gruppe, die wie immer ein wunderschönes Weihnachtsfest hat mit all ihren Lieben und Lichterglanz im Herzen. Und die andere.

Meine Gedanken sind bei:

…den Frauen in Afghanistan, die vor den Augen der Welt systematisch von allem ausgeschlossen zu lebenslanger Gefangenschaft gezwungen werden,

…den Demonstrierenden im Iran, die täglich Leib und Leben für ihr Grundrecht auf auf Freiheit riskieren,

…den Menschen in der Ukraine, die in jeder Minute mit einem zerstörerischen Angriffskrieg konfrontiert sind,

…den 2,2 Millionen hungernden Kindern, die im Bürgerkrieg im Jemen leben müssen,

…den 32,5 Millionen flüchtenden Menschen, die auf der Suche nach einem würdevollen Leben zum Teil in Lagern gestrandet an irgendeiner Grenze ausharren müssen und sich möglicherweise fragen, welchen Wert Menschenrechte in der westlichen Welt wohl haben.

Natürlich denke ich auch noch an Andere. Menschen fernab und nebenan. Hin und wieder auch an mich selbst. Nicht immer so ironisch wie ich es mir wünschen würde. Als Privilegierte in Deutschland habe ich es im Großen und Ganzen gut getroffen. Unser Leid und Sorgen sind klein gegenüber dem beschriebenen Unrecht und doch die einzige kleine Welt und schmerzhafte Realität für uns Betroffene.

In diesem Sinne wünsche ich beiden Gruppen gleichermaßen, dass diese Tage von Leichtigkeit und schönen Momenten erfüllt sein mögen. Denn verdient haben es wir alle, uns ein paar Tage von dem Grauen der Welt eine kleine Pause zu nehmen, um kurz durchzuatmen.

Frohes Weihnachtsfest!

Licht und Schatten in meiner Morgenwelt

Guten Morgen, liebe Leser*innen,

Guten Morgen, liebe Welt,

ihr seid eins.

Wenn ihr im Licht steht, fällt hinter euch ein Schatten.

Bleibt in Bewegung wie meine Vorhänge im Wind!

Dann werden Licht und Schatten neu verteilt.

In Gedenken und Solidarität an:

  • die Opfer des Erdbebens in Paktika und Khost, Afghanistan
  • die Opfer der Anschläge auf eine LQBTIQ-Bar in Oslo
  • alle Frauen, die ungewollt ein Kind austragen müssen

Ausbildungstag

Ich habe wieder in der Küche platzgenommen. Neben den Chutneys, mit dem Rücken zu Omas Geschirrtuch, den Kaffee vor der Nase – das ist der Ort, an dem ich heute weiter zum Thema strukturelle Familientherapie lernen werde. Es ist schon ok, dass ich keinen Schreibtisch habe. Ich fühle mich wohl.

Wenn schon vor dem Bildschirm, dann hier. In diesem Sinne frohen Dienstag!

Es regnet übrigens. 😀

Arbeitswege

Arbeitswege sind Wege, die ich nicht gegangen wäre, hätte ich nicht diesen Job gehabt.

Es sind endlose Fußwege, weil ich spontan nach Hause laufen möchte. Vorbei an hässlichen Häusern vor denen knallrote Tulpen blühen. Durch Tunnel in denen Graffitisprayer Philosophie praktiziert haben. Über Plätze über die mich der Wind schiebt.

Heute ist ein kleiner Weg auf dem Grünstreifen im Sonnenschein, der mein Herz erwärmt. Meinen Kaffee erkalten lässt. Mir zehn Minuten erlaubt zu vergessen und einfach glücklich zu sein. Umschwirrt von kleinen weißen Schmetterlingen tanzend im Frühlingssonnenschein. Ja, sowas gibt’s.

Ich mag Arbeitswege nicht immer. Aber manchmal umso mehr.

Fünf Minuten Pause

Hab ich mir heute gegönnt. Mich auf eine Wiese fallen lassen, die über und über mit lilanen Blumen bedeckt war. Hab dann kurz darüber nachgedacht, was mein Team, meine Klient*innen, Menschen und Haustiere darüber denken könnten, weil ich mit voller Inbrunst auf der Wiese niedersank. Aber nur sehr kurz. So lang war meine Pause ja doch nicht. Und es ist noch ziemlich kalt.

Der Alltag reißt an meinem Winterpulli

Es ist kalt. Es bleibt kalt. Ich habe Termine. Glücklich ist, wer Termine hat. Zum Glück!

Viele Menschen könnten eine blühende Phantasie haben. Doch manche denken sich die gleichen Geschichten aus und trauen sich nicht, mir davon zu erzählen.

Einer Frau, die Coronakranke betreut, mit Journalist*innen und Politiker*innen befreundet ist und tatsächlich trotzdem eine andere Partei gewählt hat, als die die die* Regierung bilden. Seufz.

Das Leben ist so komplex. Wir sind weit von einer Lösung entfernt. Könnt ihr euch solange bitte alle an Blümlein erfreuen? (Ja, ich weiß, das Klima, aber ich mein ja nur ab und zu zwischendurch.)

*Übrigens. Ist Deutsch nicht manchmal eine ganz famose Sprache. Die die die! Da muss ich doch gleich an den alten Klassiker “Mrs. Robinson” denken. Gleich mal angestimmt “Did Didid Didi, Didid di di Didid di…”